Samstag, 6. Oktober 2007
Wir sind alle Ungdomshuset!
Heute sollte also die groß angekündigte Besetzung des neuen Ungdomshuset in Kopenhagen stattfinden. Um 13 Uhr trafen sich also alle zur angemeldeten Demo bei den Nørrebrohallen, an der sich ca. 4000 Menschen beteiligten. Es ging darum durch Methoden des zivilen Ungehorsams ein vorher ausgegucktes, leerstehendes Haus zu besetzen und somit die Stadt Kopenhagen dazu zu bewegen, Räumlichkeiten für ein neues Ungdomdhuset zur Verfügung zu stellen. Frei nach dem Motto: Gebt ihr uns kein Haus, nehmen wir uns selber eins! Die Aktion hatte sehr Heiligendamm-Charakter. Die gute alte 5-Finger-Taktik (eingentlich nur 4 Finger) sollte wieder den Erfolg bescheren, nur dass eben diesmal keine Zufahrtswege blockiert sondern ein Haus besetzt werden sollte. Es gab 4 verschiedene Blöcke mit unterschiedlichen Aufgaben: Von rot, als freier kreativer Block mit Laufschuhen und besonderer Ausstattung um Polizeiabsperrungen zu durchbrechen, über den gelben queer-feministischen Block und den türkisen schwarzgekleideten, dezentralen Block bis zum grünen Block, der versuchen sollten als gesammelte Masse Polizeiketten wegzudrücken und die anderen Blocks zu unterstützen. Ich werde an dieser Stelle keine Details leifern, da diese bei Interesse an anderer Stelle nachgelesen werden können. Nur soviel: Die Polizei ist ziemlich hart zur Sache gegangen und hat nicht mit Tränengas gespart, so dass auch ich ne volle Ladung abbekommen habe. Der gelbe Block hat es jedoch tatsächlich bis ins Haus geschaft, so dass dieses für einige Stunden besetzt werden konnte!



Es gab laut Polizeiangaben 436 Verhaftungen, was dänischer Rekord ist: Noch nie zuvor wurden bei einer einzigen Aktion so viele Menschen festgenommen! Bei den Haftbedingungen war die Polizei auch nicht sonderlich zimperlich: Die Leute wurden laut modkraft.dk bis zu 12 Stunden mit Strips auf dem blossen Betonboden gefesselt.Nach 7-8 Stunden bekamen sie Wasser und eine Stunde später 5 Matratzen (für ca. 200 leute!) und ein paar Decken. Generell war es so, dass es fast unmöglich war auf Toilette zu kommen, das ging erst später am Abend wo ein Teil der Menschen wieder freigelassen oder in Zellen gesteckt worden. Die Polizei war sehr grob und die Leute bekamen mehrmals zu wissen, dass wenn man festgenommen ist, man keine Rechte im Verhältnis zu Essen, Trinken, Wärme og grundlegende Menschenrechte hat. Später wurden einige in Zellen gebracht, wo sie bis zu 16 Menschen pro Zelle waren. Wasser gab es erst am nächsten Morgen wieder, in einer Zelle, in der es bis zu 35 Grad warm war und man nur schlecht sitzen oder liegen konnte... Ein Hoch auf die Demokratie!

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